Moby - 18 [DVD] + B-Sides [CD]



Zum besseren Verständnis der folgenden DVD-Kritik bitte ich darum, vorher meine Kritik zur CD "18" [klick] zu lesen, danke!

All denen, die mir nach der Lektüre der folgenden Zeilen wieder "egozentrisches Gepupse" oder ähnlich hübsche Dinge vorwerfen werden, sei gesagt: Ich mag Moby, täuscht euch nicht!

Veröffentlichung "18": 18.05.2002
Veröffentlichung "18 - DVD + B-Sides": 10.11.2003
Wie der Zufall es will, sitze ich am Tag der Veröffentlichung von Mobys Weihnachtsgeschenk in seinem "Teany" und schaue mir während des Verzehrs eines köstlichen Veggie-Sandwichs und einer riesigen Kanne Pfefferminztees zum einen den zufällig ebenfalls anwesenden Musiker im Gespräch mit seinen Gästen und zum anderen die Gestaltung der kleinen Restauration an. Der Klopapierabroller etwa ist tatsächlich mit den süß-traurigen Alien-Figuren bemalt. Schön, klein und ein wenig verträumt. Gutmensch Moby trägt Jeans.
Soviel zum "Teany", welches als eine der letzten Stationen Manhattans tatsächlich zum Verweilen einlädt, was ich gerne tue.

Los geht's mit der DVD, welche in lustigem Selbstversuch-Schulvideo-Style Herrn Richard Melville Hall in "Moby's TV Show" präsentiert: Fünf Videoclips, umrahmt von Moby-eigenem - sehr Moby-eigenem - Humor. "Ich finde es besser, wenn jemand mehrere verschiedene Stile hört. Die fünfzehnjährigen Kids gucken sich auf MTV Madonna und Metallica an, erkennen keinen Unterschied und finden beides gut. Das ist besser, als jemand, der nur Detroit-Techno hört. Es gibt genug Schwierigkeiten auf dieser Welt, als dass man sich noch mit Regeln in den Musikstilen herumärgern muss. Es ist schließlich nur Musik, die der Kommunikation dient." sagte er mal im Gespräch mit uns.
Danke, ich hatte aufgrund der wirklich nichts verschönernden Produktion sogar Spaß an seinen bewusst überzogenen Moderationen.

Moby hat nebenbei auch noch das hübsch hör- und sehbare Konzert aus Glastonbury vom 29.06.2003 beigelegt. Zeigt damit, dass live auch drölfzigtausend Menschen mit ihm rocken. Wahrscheinlich sogar mehr. Ob nun "Bodyrock", "Why Does My Heart Feel So Good" oder schlussendlich sogar das von Radiohead kurz zuvor verweigerte "Creep" - die Party ist gut und rechtfertigt schon als solche für Fans durchaus den Erwerb dieser DVD.

Die ebenfalls beigefügte "B-Sides"-CD ferner läuft im Hintergrund unanstrengend. Sphären, Welten...

Neu ist wenig, bis auf die von Moby dargebotenen Moderationen und besagte Outtakes und Remixe. Ein cooles Konzert und weitere 4,5 Stunden Material (ohne Füll-) können dennoch nicht darüber hinweg täuschen, dass Moby mal wieder ohne Label-Aufforderung ins Studio gehen sollte und mit seiner nächsten CD (06/2004?) und DVD (11/2005?) Neues probieren darf. Die nächste CD/DVD ist mir sonst egal, ziemlich sogar.


Red Hot Chili Peppers - Live At Slane Castle [DVD]



Eines der grandiosesten Konzerte habe ich 1999, kurz nach der Veröffentlichung von "Californication", auf dem Bizarre-Festival miterleben dürfen. Die Red Hot Chili Peppers auf der einen und ca. 60.000 begeistert mitfeiernde Besucher auf der anderen Seite ließen diesen Abend, an dem alle Männer in den vorderen 200 Reihen sich Sorgen um ihre Freundinnen machen mussten, zu einem absoluten Highlight werden.

Dass die Kalifornier mittlerweile vier Jahre älter sind und somit auf eine dramatische 20-jährige Bandhistorie zurückblicken können und mit "By The Way" ihr mittlerweile achtes reguläres Studioalbum veröffentlicht haben, tut der Party offensichtlich keinen Abbruch ? im Gegenteil: Das am 23.08.2003 in Slane Castle/Dublin mitgeschnittene Konzert stellt einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis, dass Chad, John, Anthony und Flea nicht nur fantastische Songwriter, Musiker, Quatschköpfe und Performer sind, sondern dass sie auch in der Lage sind, eine wirklich amtliche Live-DVD zu veröffentlichen. Das 2001er-Werk "Off The Map" vermochte bekanntlich leider nicht 100-prozentig zu überzeugen.

Bei der Songauswahl wurden - keine Experimente bei Festivals - die Frühwerke ebenso ausgeklammert (kein "Higher Ground" oder "Knock Me Down"!) wie das 95er "One Hot Minute", welches Rückkehrer John Frusciante angeblich noch nie gehört hat. Los geht's mit "By The Way" und "Scar Tissue", um über weitere Hits schlussendlich mit der Zugabe von "Californication", "Under The Bridge" und "Power Of Equality" bei ca. 130 Minuten und insgesamt 18 Songs zu landen.

Die offensichtliche Spielfreude der besten Band der Welt, verschiedene Improvisationen und Variationen, sowie die schöne Kulisse machen diese DVD für Fans zum Pflichtkauf. Nicht zuletzt aufgrund des guten Klanges und der Bildqualität wird "Live In Slane Castle" auch für alle anderen zum 1a-Kauftipp.


V.A. - This Is Horrorpunk



Die düstere Seite des Punk-Rocks wird vom speziell aus diesem Grund zu untotem Leben erweckte Label Fiendforce Records beleuchtet. Passenderweise verpassten die Schöpfer dem ersten Release auch den Namen "This Is Horrorpunk". Schließlich ist der Begriff hierzulande noch nicht so etabliert wie in den USA. Dort existieren bereits zahlreiche Bands, die den dunklen Klängen frönen und sich auf die großen Urväter Misfits berufen. Davon sind einige auch auf der Genre-definierenden CD/Doppel-LP (kommt in blut-rotem Vinyl) "This Is Horrorpunk" zu finden. The Killcreeps oder Ghoultown zu Beispiel, die der Lehre Glenn Danzigs gekonnt folgen. Oder Dr. Chud's X-Ward, der so weitermacht, wie er es bei seinen früheren Arbeitgebern, den Misfits, gelernt hat. In Europa kümmern sich The Other (auch bekannt als die Misfits-Coverband Ghouls), die beliebten The Spook oder die Noctunes um die Fortführung der dunklen Tradition und begeistern auf dem Album mit unheimlichen Klängen gepaart mit melodischen Chorälen. Schön-schaurig, diese geisterhaften Töne. Doch es geht auch anders. Die Horror-Psychos Mad Sin machen Gänsehaut mit dem raren "No More Trick Or Treat", The Cryptkeeper Five würden mit ihrem Goth'n'Roll perfekt in den King-Film "Manchmal kommen sie wieder" passen und Rock City Morgue (mit Sean Yseult von White Zombie) spielen eine sehr eigene Version von Grusel-Rock. Einige weitere alte Bekannte finden sich ebenfalls zum Halloween-Ball ein: Bobby Steele (ex-Misfits) lärmt bei The Undead, die Frankenstein Drag Queens from Planet 13 heißen jetzt Graveyard Boulevard und die Black-Metal Heroen Marduk sind mit ihrem Horrorpunk-Projekt Devils Whorehouse am Start. Abwechslung und Widererkennen ist also garantiert.


Interview mit Justin Balk

Justin Balk, Frontmann der mittlerweile der Vergangenheit angehörenden Formation Cucumber Men, hat zwei Jahre nach dem Split sein selbstbetiteltes Solo-Debüt veröffentlicht. discover sprach mit dem sympathischen Hamburger über das neue Album, Popstars und über Stefan Raab.



?: Hallo Justin, bist du heute glücklich?

!: Hier im kalten Tourbus zwischen Braunschweig und Rostock ? ich müsste mich sicherlich sehr langweilen, würde ich diese Fragen nicht beantworten... also glücklich.

?: Früher habt ihr euch mit Cucumber Men und Fischmob gemeinsam im Hamburger Logo zum "Krippenspiel" eingefunden. Dein Solo-Debüt wurde von Sven Mikolajewicz gemastert ? wie wichtig war denn diese "wilde Anfangszeit" für dich?

!: Wenn ich so sehe, dass viele meiner Altersgenossen schon Eigenheim und ähnliches besitzen und vor allem einen "anständigen" Beruf ausüben, befürchte ich, dass meine wilde Zeit noch immer nicht vorbei ist.

?: Hat sich der plötzliche Tod eures ehemaligen Bassisten Boris womöglich so negativ auf Cucumber Men ausgewirkt, dass euch trotz Bravo-CD-Platzierung letztlich der ganz große Durchbruch verwehrt blieb?

!: Das glaube ich eigentlich nicht ? und ehrlich gesagt war der Tod von Boris von viel existenziellerer Bedeuztung, als dass ich mir jemals Gedanken gemacht hätte, ihn mit so etwas profanem wie kommerziellen Erfolg in Verbindung zu setzen.

?: Und was waren die Gründe für die Trennung?

!: Wir waren nach zwölf Jahren Band einfach leer.

?: Was hältst du von potenziellen "Nachfolgern" wie Reimzig?

!: Ich habe die einmal im Studio gesehen ? scheinen sehr nette Jungs zu sein. Ihr Produzent ist es auf jeden Fall. Die Musik habe ich bisher jedoch noch nicht gehört. Ich höre allerdings sowieso relativ wenig zeitgenössische Musik ? das liegt also nicht an Reimzig.

?: Warum hast du deiner CD eigentlich keinen Namen gegeben?

!: Oh, ich habe mir viele Sachen ausgedacht. Klang aber alles scheiße. Da habe ich das Problem einfach auf das nächste Album vertagt. Außerdem ist es ja geradezu klassisch, ein Debüt selbstbetitelt zu lassen.

?: Würdest du mit "Porridge" auch bei Stefan Raab auftreten?

!: Hab keinen Fernseher, macht der sich immer noch über Menschen lustig? Dann passt das wohl eher nicht.

?: Welches ist dein Lieblingslied auf deiner CD?

!: Man sollte alle seine Kinder gleich doll lieb haben. Jedes aus anderen Gründen vielleicht... Ich mag gerade "Fein" gerne. Abgesehen davon schreibe ich gerade das nächste Album und beschäftige mich daher stark mit neuen Ideen.

?: Gutes Stichwort: Kommt bei dir erst die Melodie oder erst der Text? Wie entsteht bei dir ein Song?

!: Fast immer erst die Melodie ? und dann die Zeile. Manchmal ist auch beides gleichzeitig da. Einfach so.

?: Und wie viele Songs haben es letztlich nicht auf die CD geschafft?

!: Im Laufe der Aufnahmen schwirrten noch so zwei drei weitere Ideen im Raum herum, die wir nicht weiterverfolgt haben. Zwei gute Songs haben es aber auf die "Porridge"-Single geschafft.

?: Du hast die Wahl: Stelle ein Festival-LineUp mit Bands zusammen:

!: Da gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Nickelback, Creed, Linkin Park. Und eine Bombe drauf.
oder
2. Cake, Beck, Elliott Smith. Zum Anhören.

?: Wie wichtig ist für dich als Musiker das Internet?

!: Ich nutze eMail, um auf Fragen von Fans zu antworten. Das ist schon eine praktische Sache.

?: Die Umsätze brechen seit Jahren immer weiter ein ? was machen die großen Labels falsch?

!: Ich finde, dass einige wenige sehr fähige Leute bei größeren Labels arbeiten. Der große Rest hat allerdings dort nichts zu suchen.

?: Ist "Popstars" vielleicht der richtige Gegenansatz?

!: Nein. Ich glaube vielmehr, dass es eher Teil des Problems ist, wenn Menschen suggeriert wird, jeder kann ? oder sollte womöglich gar? ? ein "Star" werden. Vermeintliche Entmystifizierung führt meiner Meinung nach zumindest nicht dazu, dass Musiker als wert erscheinen, durch Platten-Käufe unterstützt zu werden. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass die Leute erstmal ihre Handy-Rechnung bezahlen müssen bevor sie an CDs oder so denken können...

?: Zum Abschluss geht' um schnelles Entscheiden: Astra oder Holsten?

!: Astra. Holsten habe ich noch nie getrunken. Was ich von Astra nicht gerade behaupten kann.

?: Hafenrundfahrt oder Ruderboot auf der Alster?

!: Hafen! Da riecht es nach Meer. Auf der Alster riecht es nach Geld und Douglas.

?: Eimsbüttel oder Altona?

!: St. Pauli!

?: Red Hot Chili Peppers oder Mother Tongue?

!: John Frusciante ist immer noch einer der besten lebenden Gitarristen. Anthony Kiedis mit seinem "Ich will Frauen kennenlernen"-Gesang ist allerdings unerträglich. Ich hatte meine (sehr schöne) Zeit mit der Band von 1989 bis 1992. Jetzt sind bei mir andere Bands an der Reihe.

?: FC St. Pauli oder Werder Bremen?

!: Ich finde Bremens neue Trikots ganz cool, allerdings wohne ich fast direkt am Millerntor.

?: Justin, ich danke dir für das Gespräch!