Ryan Adams - Cold Roses

Review Ryan Adams - Cold Roses

Gehört vielleicht nicht hierher, gefällt mir trotzdem bereits auf den ersten Blick: Das Artwork. Ein dunkelblaues, geprägtes Papp-Klapp-Cover, geziert von einer Rose und darum herum platzierten Ornamenten. Innen dann Silhouetten verschiedener Tiere und Menschen vor einem wahninnig kitschigen Sonnenuntergangs-Himmel. Sicherlich im "Geiz ist geil"-Regal leicht zu übersehen, dafür gibt es aber für genuer hinsehende Menschen umso mehr zu entdecken und zu erfühlen. Sowohl gestalterisch, als natürlich auch textlich und musikalisch.

Ryan Adams Output scheint unerschöpflich. Sooo alt sind seine bisherigen Veröffentlichungen ja noch nicht, und schon beglückt er uns wieder - diesmal mit einem Doppel-Album, gemeinsam eingespielt mit seiner neuen Band The Cardinals. Heraus gekommen sind dabei 19 Stücke voller Sehnsucht, Liebe und - natürlich - musikalischem Herzschmerz. Mal mit Steel Guitar, mindestens eben so oft begleitet von der Akustischen, gern auch mal in Kombination mit dem Piano, dürften sowohl Fans von Neil Young, Bruce Springsteen, Bob Dylan oder Pete Yorn bereits beim ersten Durchlauf Gefallen an einem Großteil dieser insgesamt 80 hervorragenden Minuten dauernden Veröffentlichung finden.

Gut. Sehr sogar. Und das eben nicht nur des Covers wegen...


Interview mit Fettes Brot

Die Rocker von der Elbe - am Wasser gebaut!

Es ist kurz vor 14:00 Uhr, als ich im Düsseldorfer "Stahlwerk" eintreffe. Auf der Suche nach der Promoterin treffe ich auf die nach einem Day Off in Köln sichtlich entspannten Brote Boris, Martin und Björn. Nach dem Interview soll's zum Soundcheck für das ausverkaufte Konzert am Abend gehen, wie mir Björn erklärt, nachdem wir es uns auf den Stufen vom Eingang in der Sonne gemütlich gemacht haben.



?: Tag zusammen, kennt ihr discover eigentlich?
Björn: Nö, wie lang gibt's euch denn schon?
?: Im November werden wir elf Jahre alt.
Martin: Wow, dann seid ihr ja die ältesten im Netz?
?: Das behaupten so viele - da lege ich keinen gesteigerten Wert drauf...
Martin: Wir schon - wir haben alle überlebt!
?: Wie lief's denn bisher auf der Tour? Gute Party gehabt?
Björn: Bisher läuft's super - die Leute wollen uns sehen, was uns natürlich glücklich schätzt. Nicht ganz ohne Stolz können wir vermelden, dass bislang sämtliche Konzerte ausverkauft waren. Und die Dinge, die wir uns neu überlegt haben, funktionieren auch super!
Martin: Es ist schön zu sehen, dass sowohl alte, ganz alte, als auch neue Lieder gut ankommen. Natürlich wird ab und an mal der Ruf nach dem einen oder anderen alten Stück laut, was wir dann meistens auch darbieten können. Ich glaube, wir haben eine ganz gute Auswahl getroffen.
?: Wem wird denn die Ehre zuteil, für euch das Konzert eröffnen zu dürfen?
Björn: Das machen Fiva MC und DJ Radrum [klick] aus München, die derzeit eine fertige Platte am Start haben, von der wir hoffen, dass sie bald veröffentlicht wird. Die machen das großartig! Häufig macht es ja den Anschein, als ob sich kein Mensch für die Vorband interessiert. Nicht so bei den beiden, sie schaffen es, sehr schnell einen Draht zu unserem Publikum herzustellen. Ein schöner Beweis dafür, dass Rap-Musik in Deutschland so gar nicht tot ist, sondern intelligent, schön und lustig sein kann.
?: Was mögt ihr denn lieber - "Club"-Konzerte wie das heutige oder spielt ihr lieber vor 20.000 Leuten auf Festivals?
Martin: Von der Dimension her ist die jetzige Tour schon unsere größte, insofern ist das hier für uns schon ein sehr großes "Club"-Konzert. Aber wir freuen uns natürlich auch auf die Festivals, weil wir mittlerweile wissen, dass wir auch vor so vielen Leuten, die nur zum Teil unseretwegen da sind, bestehen können.
?: Ich habe euch das letzte mal auf dem "Hurricane"-Festival vor drei Jahren gesehen - ein ganz grandios gutes Konzert war das!
Martin: Fand ich auch. Eines meiner Lieblingskonzerte aus der Erinnerung.
Boris: Das ganze Festival war auch einfach schön.
?: Und wer von euch ist auf die Idee gekommen, am 01.04. morgens um 07:00 Uhr ein Konzert im Hamburger Hauptbahnhof zu geben?
Björn: Ganz ehrlich? Unser Management und ein Radiosender. Es ist nicht auf unserem Mist gewachsen, auch wenn ich wünschte, das jetzt behaupten zu können. Ich kann euch einfach nicht anlügen... (lacht). Wir waren ein wenig skeptisch, ob so früh überhaupt jemand kommen würde und um 06:45 Uhr war es auch noch relativ leer. Um 07:20 Uhr, als wir dann endlich auf die Bühne gegangen sind, war es dann allerdings ziemlich voll... [klick] (9 MB).
Boris: Ich kam mir ein bisschen vor wie U2, die das ja auch schon mal gemacht haben.
?: Hast du das etwa schon mal miterlebt?
Boris: Nö, ich wäre aber hingegangen!
?: Was lief denn im Tourbus auf dem Weg hierher für Musik?
Björn: DJ Embee, der DJ von...
Boris: ...Looptroop aus Schweden.
?: Ihr könnt ein Festival-LineUp zusammenstellen - mit wem würdet ihr auftreten wollen?
Martin: Die Fugees.
Boris: Bob Marley.
Martin: The Clash. Wir spielen auch mit.
Björn: Die Beatsteaks.
Boris: Ja, klar. Die würden heulen, wenn wir sie zu einem Clash-Konzert nicht einladen würden...
Martin: Die Doors. Bei uns öffnen eben nicht die Türen um xy Uhr, sondern die Doors spielen live...
Boris: Und zum Abschluss Hans Albers!
?: Warum Hans Albers?
Boris: Och, das wäre doch ein guter Abschluss...
Björn: Ach, und als Opener, so um 14, 15 Uhr hätte ich gerne die Mötley Crüe. Von denen habe ich gerade ein Buch gelesen, kenne ihre Musik aber nicht. Die würde ich gern mal live sehen!
?: Themenwechsel: Für "Am Wasser Gebaut" habt ihr euer eigenes Label gegründet. Wie ist es dazu gekommen?
Boris: Die Verträge mit Yo Mama [klick] waren ausgelaufen und dann mussten wir entscheiden, was wir tun. Wir hätten uns Geld von einem Major holen und das Album so aufnehmen können. Wir waren aber der Meinung, dass uns ein Major außer Geld nichts bieten kann und so haben wir uns entschlossen, das alleine durchzuziehen - zusammen mit dem Vertrieb Indigo [klick]. Es war einfach der nächste logische Schritt. Fettes Brot Schallplatten GmbH sind wir drei, unser Manager Jens und Andre Luth, der auch Yo Mama gegründet hat. Am Tagesgeschäft sind wir allerdings weniger beteiligt, wir sehen uns eher als Musiker. Irgendwie finde ich dieses Modell auch moderner, angepasst an die etwas unsichere Musik-Business-Landschaft. Man kann schneller reagieren, muss sich nicht mit so vielen Leuten absabbeln, das Ganze geht nicht über so viele Schreibtische, es dauert nicht mehr so lange.
?: Einer unserer Autoren möchte wissen, woher eure Inspirationen zu dem "vermutlich besten Album" stammen!?
Björn: Das ist ja nett, vielen Dank!
Martin: Im Nachhinein finde ich das Album total logisch, es musste so sein. Wenn "Demotape" unser "Punk-Album" war und wir die Spielwiese erweitert haben, musste "Am Wasser Gebaut" genau so werden. Wir mussten nicht soviel kämpfen und haben uns mehr geöffnet, darum ist die Platte so emotional geworden und genau das finde ich total geil!
Björn: Ich glaube, eines unserer Geheimnisse ist, dass wir uns bewusst darüber sind, dass es wichtig für eine Band ist, neue Dinge auszuprobieren und nicht zu sagen "lass uns doch mal wieder was wie das und das machen oder zumindest in diese Richtung gehen". Das kannst du so ja eh nicht steuern.
?: Das, was ihr beide jetzt gesagt habt, hört sich so an, als würdet ihr "in Alben" denken!?
Björn: Das stimmt, das ist tatsächlich so eine "Album-Geschichte", zumindest zeitlich. Nach dem letzten Album ging es uns glaube ich allen so, dass wir das Gefühl hatten, das Beste gegeben zu haben und keine Ahnung hatten, wo wir neu anfangen könnten. Das ist zum einen ein gutes Gefühl, andererseits auch etwas beängstigend. Dann muss einfach ein bisschen Zeit vergehen, dass man eine Vision für einen roten Faden für ein neues Album entwickeln kann. Wenn man dann anfängt, wir der rote Faden dann von Song zu Song deutlicher. Meistens ist es dann zum Schluss, wenn es ein bisschen selbst auferlegten Zeitdruck gibt, so, dass man am eingegroovtesten ist und am schnellsten und am besten Songs machen kann. Es ist nicht so, dass der beste Track immer am Ende entsteht, aber man ist dann wie eine Dampf-Lokomotive in voller Fahrt.
Boris: Man hat dann auch keinen Bock mehr und möchte, dass das Ding endlich fertig ist und haut dann noch mal einen Schlag schneller rein!
?: Und wie viele Songs haben es nicht auf's Album geschafft?
Björn: So viele, dass wir uns um B-Seiten, Remixe oder Collections keine Gedanken machen müssen...
?: Und von wem stammt "Yasmin", der Song über die Jugendliebe?
Martin: Von Pauli. Der hat zumindest diesen Satz - "In die war jeder verliebt" - gesagt. Und die Musik stammt eigentlich auch von ihm. Dieser Satz hat uns sofort aufhorchen lassen und dann hatte Boris schon länger so eine Idee von einem Mädchen in einem Hochhaus im Kopf - als Sinnbild für eine Jugendliebe. Die Idee war schon zu "Demotape"-Zeiten im Gespräch, aber erst jetzt hat's gepasst.
?: Könnt ihr euch noch an eure ersten Auftritte im Schenefelder "JUKS" erinnern?
Alle: Ja, klar! War auf jeden Fall eine gute Party-Zeit...
?: Und wie macht ihr das auf Tournee mit euren Frauen?
Boris: Die kommen uns ab und zu mal besuchen.
Martin: Ich fahre an freien Tagen auch gerne mal nach Hause. Wir haben ja teilweise auch schon Kinder...
Boris: Ansonsten: Telefonieren!
?: Ich danke euch für das Gespräch und wünsche euch weiterhin viel Erfolg!
Alle: Wir danken!